Die Diagnose Hodenkrebs trifft immer mehr Männer. Und im Gegensatz zu anderen Krebserkrankungen tritt das Hodenkarzinom meist bei jüngeren Männern, zwischen 25 und 45 Jahren auf. Wir sprachen mit Alexander Greiner, der offen über sein Leben mit der Diagnose spricht und wie diese alles auf den Kopf gestellt hat.
Wie alt waren Sie, als Sie mit der Diagnose Hodenkrebs konfrontiert wurden?
Ich war 35, genau in dem Alter, in dem statistisch die meisten Neuerkrankungen an Hodenkrebs vorkommen.
Können Sie kurz beschreiben, wie Ihre Lebensumstände zu der Zeit waren?
Mein Traum war, mich als Sensoriktrainer in der Kaffeebranche selbstständig zu machen. Aber es kam alles anders: Zuerst wurde der Hodentumor entfernt und anschließend begann ich als Barista in einer kleinen Kaffeebar zu arbeiten.
Wie gingen Sie mit der Herausforderung, die mit dieser Diagnose einhergeht, um?
Verheimlichen und vertuschen, gleich wie leider sehr viele von Krebs betroffene Männer. Ich ging regelmäßig zu den Nachsorgeuntersuchungen, aber erzählte nur dem engsten Umfeld davon. Es war mir peinlich, von Krebs betroffen zu sein. Rückblickend betrachtet war das größte Problem, dass ich die Krankheit nicht ernst nahm.
Zwei Jahre danach wurde ein Knochentumor in der Schulter diagnostiziert. Das veränderte meinen Blick auf die Erkrankung. Verstecken war nicht mehr möglich. Klar hätte ich sagen können, dass es sich um eine Sportverletzung handelt, aber das hätte nichts geändert. Bestrahlung und Chemotherapie waren unausweichlich. Ich redete ab diesem Zeitpunkt mit fast jeder Person darüber und erntete breiten Rückhalt aus meinem Umfeld.
Wie erlebten Sie die Therapien? Haben Sie sich stets in guten Händen gefühlt?
Mit viel Herumfragen habe ich mir mein eigenes Behandlungsteam zusammengestellt. Auch wenn ich die Therapie in einem ganz normalen städtischen Spital durchführen ließ, habe ich mich dort sehr wohl gefühlt. Das Personal begegnete mir sorgsam, wertschätzend und freundlich. Es kam oft vor, dass wir gemeinsam lachten. Ich genoss die heimelige Atmosphäre, auch wenn die Chemotherapie mit der vollen Bandbreite an Neben- und Folgewirkungen keine schöne Zeit für meinen Körper war.
Wie hat sich Ihr Leben in der Zeit verändert?
Ich nehme das Leben ernster, denn es ist das einzige, das wir haben, aber ich gehe zugleich auch viel gelassener damit um.
Sie haben über Ihre Erlebnisse das Buch „Als ich dem Tod in die Eier trat“ geschrieben. Warum war Ihnen das wichtig?
Nach der Knochentumordiagnose habe ich zu bloggen begonnen und das Feedback erhalten, dass es den Menschen Mut mache, was ich schreibe. Außerdem wollte ich nochmals in die Erfahrung eintauchen, weil ich merkte, dass ich die damit verbundenen Emotionen während der Stresssituation, in der ich mich befand, nicht ausreichend wahrgenommen hatte.
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Sie sehr viel ausprobiert haben, was im Verdacht stand, Ihnen zu helfen: gibt es etwas, dass Sie unseren LeserInnen empfehlen können?
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit allen Techniken und Methoden der Achtsamkeit und Psychoonkologie gemacht, vor allem Meditation und Selbsthypnose. Und natürlich mit dem Schreiben.
Wie sieht Ihr Leben heute aus? Was sind Ihre nächsten Pläne?
Am liebsten würde ich weiterhin ein Autorenleben führen. Ich habe Ideen für mehrere Bücher, muss mir aber wieder eine Anstellung suchen. Währenddessen bin ich viel mit Buchmarketing beschäftigt und arbeite ich an einem neuen Buchprojekt.
Autor: Lukas Winter
Bilder: Adobe Stock | Manfred Weis