Um die Krebstherapie so genau und individuell wie möglich für einen Patienten zu gestalten, ist das Verständnis über den Tumor essentiell. Duale Biomarker – eine Kombination aus Liquid Biopsy und Nuklearmedizin – sollen die Diagnostik deutlich verbessern.
Weil jeder Tumor anders ist und sich unterschiedlich aggressiv verhält, ist es wichtig so viel wie möglich über diesen Tumor zu erfahren. Durch eine individuelle Diagnose kann die Therapie für eine Patientin oder einen Patienten personalisiert und gezielter erfolgen. Um die Forschung in diesem Bereich voranzutreiben, wurde im Mai diesen Jahres das Ludwig Boltzmann Institut Applied Diagnostics eröffnet. Institutsleiter Prof. Dr. Markus Mitterhauser: „Wir wollen in einem möglichst frühen Stadium der Krebserkrankung in der Lage sein, den Tumor zu charakterisieren, seine Aggressivität zu beurteilen und zu erkennen, ob er Metastasen gebildet hat.“
Internationale ForscherInnen
Vier verschiedene Forschungsgruppen mit 15 WissenschaftlerInnen aus 7 Ländern arbeiten am Institut. Die Forschung beschäftigt sich speziell mit der Diagnose von Prostatakrebs und Dickdarmkrebs. Laut Weltgesundheitsorganisation ist Prostatakrebs bei Männern der am häufigsten diagnostizierte Tumor, Dickdarmkarzinom steht bei Männern an dritter und bei Frauen an zweiter Stelle der diagnostizierten Krebserkrankungen.
Was sind duale Biomarker?
Duale Biomarker kombinieren zwei wichtige Technologien zur Krebsdiagnose: molekularbiologische Tumordiagnostik (Liquid Biopsy) und molekulare Bildgebung mittels Nuklearmedizin und Radiopharmaka. Mit Liquid Biopsy können bösartige genetische und biochemische Veränderungen in Tumoren anhand von Tumor-DNA oder zirkulierenden Tumorzellen im Blut erkannt werden. Sieht man sich diese Veränderungen der Tumor-DNA in den Blutproben genau an, können Rückschlüsse auf die Art des Tumors gezogen werden und die Aggressivität des Tumors beurteilt werden.
Biopsie bleibt erspart
Liquid Biopsy hat außerdem den Vorteil, dass den Patientinnen und Patienten schmerzhafte Gewebebiopsien erspart bleiben. Benötigt wird nur eine Blutprobe, die im Labor analysiert wird. Aus den Ergebnissen der Liquid Biopsy werden die Informationen gewonnen, mit denen das richtige Radiopharmakon für Patienten identifiziert und hergestellt werden kann. Die molekulare Bildgebung mittels nuklearmedizinischer Methoden ist der zweite Schritt beim Einsatz von dualen Biomarkern. Radiopharmaka, also radioaktive Arzneimittel, dienen dazu, die molekularen Veränderungen in bösartigem Gewebe darzustellen und zu Bildern zu machen.
„Der Einsatz von dualen Biomarkern soll eine zielgenaue Therapie vorbereiten. Die Ergebnisse aus unserer Forschung fließen schrittweise und laufend in die Diagnostik und Therapie für die PatientInnen ein.”
Prof. Dr. Markus Mitterhauser
Autor: Ludwig Boltzmann Institut | OTS
Bilder: Pixabay | LBG/APA-Fotoservice/Roßboth