Autorin und Bloggerin Claudia Altmann-Pospischek ist eine der bekanntesten Österreicherinnen, der die Aufklärung zum Thema metastasierter Brustkrebs ein großes Anliegen ist. Im Interview spricht sie über die Bedeutung ihrer Initiative und ihr “normales” Leben als metastasierte Brustkrebspatientin.
Claudia, wie sieht dein Leben derzeit aus?
Ich habe eine große Operation hinter mir. Mein Brustkrebs hat – sehr untypisch – in das Bauchfell gestreut und deshalb wurde mir dieses im Rahmen eines 9-stündigen Eingriffs entfernt. Danach gab’s noch eine Chemotherapie in den offenen Bauchraum. Das war ein aufwendiger, schmerzhafter Eingriff. Aber ich habe es wieder auf die Beine geschafft und bin schon wieder fleißig in Sachen „Brustkrebs“ unterwegs. Außerdem werde ich von meinem Peter, meiner Familie, meinen FreundInnen und meiner Brustkrebs-Community bei allen Aktivitäten tatkräftig unterstützt.
Du bloggst über dein Leben mit metastasiertem Brustkrebs. Warum ist dir das wichtig?
Auf der einen Seite gibt es die Survivors, die die Krankheit besiegt haben und beklatscht werden. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die tragischerweise gestorben sind und beweint werden. Doch dazwischen existiert eine Gruppe, der kaum Beachtung geschenkt wird: nämlich jene, die Tag für Tag mit Krebs als chronischer Krankheit lebt. Für diese gilt es, Bewusstsein zu schaffen.
Dies war ein Hauptgrund, warum ich zu bloggen begonnen habe. Auf „Claudias Cancer Challenge“ will ich zeigen, wie sich ein Leben mit Krebs als unheilbarer Krankheit anfühlt; scheibe über meine Gedanken, Ängste und Wünsche; rufe zur Vorsorge auf; organisiere Events und stelle eine Vernetzungsplattform zur Verfügung. Ich möchte Gesicht und Stimme einer Krankheit sein.
Im Brustkrebsmonat Oktober („Pinktober“) gibt es viel Aufmerksamkeit für die Erkrankung. Wie siehst du das über das restliche Jahr?
Brustkrebs ist wahrscheinlich jene Krebserkrankung, welche die größte Medienpräsenz besitzt. Warum? Weil die Diagnose viele – nämlich jede 8. Frau – trifft. Weil es eine große Anzahl an wertvollen Spendenveranstaltungen gibt – von Pink Ribbon Breakfasts über Charity-Läufe bis hin zu kulturellen Abendveranstaltungen. Und weil zahlreiche (erkrankte) Prominente die Krankheit öffentlich thematisieren. Und das ist auch gut so. Aber: „A bisserl was geht schon noch!“
Müsste es deiner Meinung nach mehr Awareness-Kampagnen für das Thema Brustkrebs und Vorsorge geben?
Die Vorsorge und der Brustkrebs im frühen Stadium ist – meiner Meinung nach – gut abgedeckt. Aber für mich steht natürlich aus eigener Betroffenheit die fortgeschrittene Erkrankung im Mittelpunkt. Da gibt es noch jede Menge Handlungsbedarf, um den Menschen zu erklären, was sich genau hinter dem Begriff „metastasiert“ versteckt. Ich versuche hier regelmäßig Initiativen zu setzen – so zum Beispiel am internationalen metastasierten Brustkrebstag (13. Oktober).
Über was sollte man daneben mehr aufklären? (z.B. wie gut Therapien aktuell sind, dass sich Krebs immer mehr zu einer chronischen Krankheit entwickelt, etc.)
Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass die Therapien in den letzten Jahren immer besser und zielgerichteter geworden sind. Vor 20/30 Jahren war eine Metastasendiagnose noch ein unmittelbares Todesurteil. PatientInnen wurden mit dem Satz „Bitte regeln sie ihre persönlichen Dinge“ nach Hause geschickt. Mittlerweile lässt sich eine Krebserkrankung in vielen Fällen mit entsprechender Medikation für einige Jahre bei guter Lebensqualität chronifizieren. Hier bedarf es natürlich umfassender Aufklärung.
Ein „normales“ Leben als metastasierte Brustkrebspatientin ist möglich?
Eine schwierig zu beantwortende Frage. Jein.
Ja, weil man die Krankheit ab und zu beiseite drängen oder zu Hause lassen kann. Das ist bei mir zum Beispiel der Fall, wenn ich auf Urlaub fliege und mich frei und unbeschwert bewegen kann. Nein, weil metastasierte PatientInnen nie wieder in ihr altes Leben einsteigen können. Sie brauchen Dauertherapie, müssen mit Nebenwirkungen und Schmerzen zurechtkommen und tragen einen äußerst schweren psychischen Rucksack.
Leben mit Krebs ist eine Hochschaubahn mit vielen Ups und Downs.
Was sind deine nächsten Pläne?
In Kürze organisiere ich gemeinsam mit Profi-Fotograf Sébastien Ouvard ein Partner-Fotoshooting für Brustkrebs-Patientinnen unter dem Titel: „Eine Krankheit – zwei Leben“. Anfang November fliege ich nach Hannover zur Frauenselbsthilfe Krebs und halte dort einen Vortrag unter dem Titel „Unheilbar aber glücklich“. Gleich danach geht’s weiter zur Advanced Breast Cancer Conference nach Lissabon. Und dann bin ich 3 Wochen auf Reha.
Autorin: Lisa Weber | Mag. Claudia Altmann-Pospischek
Bilder: Adobe | Elisabeth Lechner/thelizlechner