Sowohl an Krebs Erkrankten als auch Freunden und Angehörigen fällt es oft schwer, miteinander ins Gespräch über die Krankheit zu kommen. Hierbei können gegenseitiges Verständnis und eine bedürfnisorientierte Kommunikation helfen.
Sofern ein für beide Seiten bereichernder Austausch angestrebt wird, lohnt sich der emphatische Blick auf die Hintergründe. Hierbei spielt der jeweilige Kontext, die Stimmung, die Beziehung zum Gegenüber, die eigene Persönlichkeit und der Umgang mit der Erkrankung sowie die Tagesform eine wichtige Rolle.
Beidseitiges Verständnis
Betroffene sind oftmals selbst überfordert mit den eigenen Gefühlen. Zudem sehen sie sich häufig sich immer wiederholenden Aussagen gegenüberstehen und reagieren möglicherweise irgendwann genervt. Das Umfeld hingegen ist oft unsicher. Aufgrund der damit einhergehenden Hilflosigkeit fällt es oft schwer, passende Worte zu finden. Außenstehende sind in der Regel zudem weniger informiert über die Einzelheiten der Erkrankung, so dass manche Fragen auch deren Unwissenheit widerspiegeln können.
Beispiel für die Vielfalt an Gesprächsvarianten
Das Spektrum an möglichen Reaktionen ist groß, was das folgende Beispiel verdeutlichen soll:
Beispielsaussage:
„Du musst immer positiv denken!“
Mögliche Antwortvarianten:
sachlich: Ich versuche, die Dinge so zu betrachten, wie es mir in meiner jeweiligen Verfassung möglich ist.
Interesse an einer Diskussion: Wie würdest du das denn anstellen?
empathisch: Es gelingt mir nicht immer, alles nur positiv zu betrachten und dazu zwingen kann und möchte ich mich nicht, da ich allen Gefühlen ihre Berechtigung einräumen möchte.
konternd: Würde es DIR bessergehen, wenn ich immer nur Positives aus meinem Leben erzählen würde?
abweisend: Müssen muss ich gar nichts.
Um den persönlich passenden Umgang mit Fragen Außenstehender zu finden, lohnt sich ein reflektierender Blick hinter die jeweiligen Worte:
- Was steckt eigentlich hinter dieser Aussage?
- Was ist die Selbstaussage hinter diesen Worten?
- Aus welchen Gefühlen heraus wurde wohl diese Aussage getätigt?
- Wie möchte ich zukünftig das Verhältnis zu dem Aussagenden gestalten?
Gewaltfreie Kommunikation anwenden
Die Grundlagen der gewaltfreien Kommunikation können dabei helfen, eigene Bedürfnisse zu wahren, ohne die Beziehung zum Gegenüber zu gefährden.
Beispiel:
Außenstehender: „So krank siehst du doch gar nicht aus“.
- Beobachtung(Person X findet nicht, dass ich krank aussehe)
- Gefühle (Ich fühle mich in der Ernsthaftigkeit meiner Erkrankung nicht wahrgenommen und nur oberflächlich anhand eines kleinen Teilstücks beurteilt).
- Bedürfnisse(Ich möchte in meiner Ganzheit wahrgenommen und gesehen werden).
- Bitte/Wunsch(„Ich möchte dich bitten, dich über meine Erkrankung zu informieren, damit du das Gesamtbild betrachten und nicht nur die Momentaufnahme beurteilen kannst“).
Diese Modelle klingen in der Theorie recht simpel, in der Praxis benötigt es jedoch einige Übung, um diese Prinzipien zu verinnerlichen.
Persönliches Fazit
Generell habe ich persönlich die Gesprächsbereitschaft meines Gegenübers meistens wertgeschätzt. Es kam auch vor, dass sich Personen aus Hilflosigkeit oder vor Angst, etwas Falsches zu sagen, gar nicht mehr gemeldet haben. Sätze, die möglicherweise in unpassend erscheinenden Worten geäußert wurden, waren mir persönlich immer lieber, als wenn Kontakt gänzlich vermieden wurde.
Die Herausforderung, sowohl für Betroffene als auch das Umfeld, liegt wohl darin, den individuell passenden Weg herauszufinden.
Weitere Informationen finden Sie auf www.unddannamlebenbleiben.de
Autorin: Mandy Falke
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