Die Coronavirus-Pandemie hat viele Menschen in Österreich verunsichert. Darunter auch jene vulnerablen Gruppen, wie Personen, die aktuell aufgrund einer Krebserkrankung in Behandlung sind. Zum diesjährigen Weltkrebstag (4.2.) schauen wir daher auf die Herausforderung „Krebs während Corona“: Was PatientInnen beachten und warum die Therapien unbedingt fortgesetzt werden sollen, erklären Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Eisterer (Klinikum Klagenfurt) und Univ.-Prof. PD Dr. Philipp Jost (Klinikum Graz).
Wie sieht die Versorgung von Krebs-PatientInnen im Klinikum Klagenfurt und Graz derzeit aus? Gibt es Einschränkungen?
Dr. Eisterer: Es gibt nur minimale Einschränkungen aufgrund der geringeren Verfügbarkeit von Operationssälen. Für die meisten Krebs-PatientInnen hat dies überhaupt keine Auswirkungen. Unser Gebot war von Anfang an, dass ungehindert von der Pandemie die onkologische Versorgung gewährleistet bleibt.
Dr. Jost: Ich sehe in der Versorgung keine Einschränkungen. Jede onkologische Patientin, jeder onkologische Patient wird vor der stationären Aufnahme getestet. Ambulante Patienten mit immunsuppressiven Therapien werden zusätzlich mit Antigentest gescreened. So können wir auch derzeit einen normalen Therapieverlauf ermöglichen.
Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie aus Ihrer Sicht auf Krebs-Therapien derzeit?
Dr. Eisterer: Den einzigen Einfluss sehe ich derzeit in der Frequenz der Nachkontrollen, hier haben wir auch Aufgaben wie bspw. Laborwerte an Hausärzte ausgelagert. Dadurch konnten wir die Patientenzahl in den Warträumen verringern, was wiederum die Patientensicherheit verbessert.
Dr. Jost: Die Pandemie hat bei uns auch wenig Einfluss. Patienten, die stationär aufgenommen werden, müssen bereits einen Tag früher erscheinen, damit das Ergebnis des PCR Tests auf SARS-CoV-2 (Coronavirus) rechtzeitig da ist. So kommen nur CoVid-negativ-Getestete auf die Station. Wir testen jeden Tag, das ist aber ein hoher Aufwand, der unseren Patienten und Angestellten Sicherheit gibt.
Kommt es zu Unterbrechungen der Therapien aufgrund von CoVid19?
Dr. Eisterer: In einem generellen Sinn habe ich das nicht feststellen können. Und ich hoffe auch, dass es während der Pandemie nicht dazu kommt. Die Versorgung ist wichtig, sicher und gewährleistet. Bei Covid-Positivität eines Patienten, wird die Therapie natürlich verschoben und die Ausheilung abgewartet.
Dr. Jost: Nur wenn ein Krebspatient positiv auf CoVid getestet wird, kommt es zu einer Unterbrechung der Therapie, da eine mögliche Immunschwäche durch die Therapie eine Gefahr darstellt. Hier warten wir auf die Ausheilung der Corona-Erkrankung, danach wird die Krebstherapie zügig fortgeführt.
Was ist Ihr Aufruf/Ihre Bitte an PatientInnen?
Dr. Eisterer: Wenn PatientInnen Beschwerden haben, können sie uns und das Klinikum natürlich jederzeit kontaktieren und auch vorbeikommen. Jeder der Hilfe benötigt, bekommt diese auch. Ängste bezüglich einer Infektion im Krankenhaus sind unbegründet, die Sicherheitsmaßnahmen schützen vor einer möglichen Ansteckung.
Dr. Jost: Wir sagen hier allen PatientInnen, dass sie ihre Therapie unbedingt weiterführen sollen und auch keine Angst haben müssen ins Krankenhaus zu kommen. Das Umfeld in der unserer Abteilung für Onkologie ist, soweit wie es medizinische kontrollierbar ist, sicher.
Aktuell werden auch weniger Vorsorge-Untersuchungen durchgeführt. Hat dies auch einen Einfluss auf mögliche Krebs-Diagnosen?
Dr. Eisterer: Das ist derzeit schwer zu beantworten, aber es könnte durchaus sein, dass in den kommenden Jahren vermehrt Krebs-Diagnosen auftreten, wenn Vorsorgeuntersuchungen nicht gemacht werden. Dazu fehlen mir aber die Informationen aus der Radiologie bzw. Gynäkologie.
Dr. Jost: Ja, diese Gefahr besteht und das Thema hat auch eine hohe Relevanz. Wir sagen daher PatientInnen, dass sie auch geplante und wichtige Vorsorgeuntersuchungen nicht zu lange verzögern sollen. Ein telefonischer Kontakt mit den Ärzten vor Ort kann im Zweifelsfall Hinweise geben, ob und wann eine Vorsorgeuntersuchung verschoben werden kann.
Die österreichische Krebshilfe rät ebenfalls dazu, Therapien unbedingt fortzuführen. Weitere Informationen zu Krebs während der Corona-Pandemie finden Sie auf der Website der Krebshilfe.
Autor: Stefan Weiss
Bilder: Adobe | ZVG
At-KEY-00683 Erstellt: Februar 2021