Durch die Covid19-Pandemie ist vielen Menschen die Bedeutung von Impfungen im letzten Jahr bewusster geworden. Insbesondere für KrebspatientInnen und Personen mit einer Immunschwäche sowie engen Kontaktpersonen ist ein vollständiger Impfschutz wichtiger denn je. Warum dies so ist, und welche Impfungen dringend empfohlen werden, haben wir hier zusammengefasst.
Ein gesundes menschliches Immunsystem erkennt körperfremde Eindringlinge wie beispielsweise bakterielle oder virale Krankheitserreger und reagiert mit Abwehrmaßnahmen. Bei Menschen mit Krebs-, rheumatischen oder Autoimmunerkrankungen sowie im fortgeschrittenen Alter ist die Immunabwehr jedoch nicht mehr voll funktionsfähig und das Risiko an einer Infektionskrankheit zu erkranken, steigt. Dr. med. Til Ramón Kiderlen, Hämatologe, Onkologe und Infektiologe aus Berlin weiß, dass bekanntermaßen Krankheitslast und Sterberisiko bei diesen Patienten gerade infektbedingt besonders hoch ist und schwerere Krankheitsverläufe oder lebensbedrohliche Komplikationen häufiger auftreten können als bei Gesunden. Impfungen bilden den besten Schutz vor Infektionskrankheiten. Daher werden in Deutschland durch die Ständige Impfkommission (STIKO) aktuell neben der Coronavirus-Impfung folgende Impfungen für einen vollständigen Schutz bei PatientInnen mit Immunschwäche empfohlen:
- Meningokokken B und ACWY (u.a. Hirnhautentzündung)
- Pneumokokken (u.a. Lungenentzündung)
- Influenza (Grippe)
- Herpes zoster
- Hepatitis B
- Varizellen
- Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
Individueller Impfplan für Krebs-PatientInnen
Personen mit Krebserkrankungen sind aufgrund der Tumorerkrankung selbst oder der Therapie (operative Entfernung des Gewebes, Chemo- oder Strahlentherapie) anfälliger für Infektionskrankheiten. Beispielsweise werden bei einer Chemotherapie neben Krebszellen in der Regel auch wichtige Immunzellen geschädigt. „Der Einsatz von Medikamenten mit immunsuppressiver Wirkung stellt bei der Behandlung von Krebserkrankungen einen ungewollten, aber unvermeidbaren Nebeneffekt dar“, sagt der Onkologe.
In Folge kommt es zu einer Fehlfunktion des Immunsystems und Krankheitserreger wie Bakterien und Viren können nicht mehr ausreichend abgewehrt werden. Aus diesem Grund bildet ein vollständiger Impfschutz die wichtige Grundlage, insbesondere bei geschwächtem Immunsystem, für mögliche bakterielle Infektionen durch Meningo- oder Pneumokokken gerüstet zu sein. Ihre behandelnde Ärtin oder Ihr behandelnder Arzt sollte Ihnen einen auf Ihre individuelle Situation zugeschnittenen Impfplan erstellen. Die PatientInnen-Sicherheit hat dabei oberste Priorität. So werden für die Erstellung des Impfplans Faktoren wie die bestehende Grunderkrankung, die laufende Therapien und die jeweilige Therapiedauer, der Grad der Immunschwäche als auch Risikofaktoren (Allgemeinzustand, Alter, mögliche weitere Erkrankungen) und Impfhistorie bzw. Immunstatus berücksichtigt.
Wenn sich PatientInnen unsicher sind, ob sie einen vollständigen Impfschutz haben oder sich dafür beraten lassen wollen, sind die behandelnden ÄrztInnen die richtigen Ansprechpersonen. „Wichtig ist, dass der Impfausweis zum nächsten Arzttermin mitgenommen wird“, betont Kiderlen, „er enthält sämtliche Informationen zu erhaltenen Impfungen“. Nehmen Sie Ihren Impfausweis zu Ihrem nächsten Arztbesuch mit und lassen Sie ihn von Ihren behandelnden ÄrztInnen überprüfen, ob alle notwendigen Impfungen durchgeführt wurden oder Auffrisch-Impfungen bevorstehen.
Welche Art von Impfstoff ist gut verträglich?
Ein wichtiger Aspekt ist neben der Sicherheit auch eine gute Verträglichkeit, weshalb bei PatientInnen mit einer Immunschwäche Impfungen mit sogenannten Totimpfstoffen empfohlen werden. Totimpfstoffen enthalten abgetötete Krankheitserreger oder Teile davon. Sie können sich im Körper nicht vermehren und sind daher nicht infektiös. Dadurch wird im Körper eine Immunantwort ausgelöst. Das Immunsystem bildet Antikörper und Gedächtniszellen. Es merkt sich den Erreger und ist daher bei einem erneuten Kontakt gerüstet. Totimpfstoffe sind in der Regel gut verträglich für immungeschwächte PatientInnen. Der Impfschutz kann schwächer ausfallen als bei Menschen mit intaktem Immunsystem, weshalb der Impferfolg nach der Impfung kontrolliert werden sollte.
Timing ist alles
Je stärker die immunsuppressive Wirkung der zugrundeliegenden Erkrankung bzw. der durchgeführten Therapie, desto dringender sollte der Impfschutz zum geeigneten Zeitpunkt erfolgen oder aufgefrischt werden! Die Entscheidung, zu welchem Zeitpunkt die Impfung durchgeführt wird, sollten Ihre behandelnde Hausärztin und Fachärztin bzw. Ihr behandelnder Hausarzt und Facharzt gemeinsam treffen und mit Ihnen besprechen. Lassen Sie Ihren Impfstatus beim nächsten Arzttermin überprüfen und sorgen Sie so einer vermeidbaren Infektion vor.
Quelle:
STIKO Deutschland, Impfen bei Immundefizienz: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs00103-017-2555-4.pdf
Autor: Stefan Weiss
Bild: Adobe
Lassen Sie sich daher von einer Ärztin oder einem Arzt Ihren individuellen Impfplan zusammenstellen, um gegen mögliche Infektionskrankheiten zeitgerecht vorbereitet zu sein.
Weitere Informationen finden Sie auch auf der Website www.impfdichstark.de
Mit freundlicher Unterstützung durch Pfizer Pharma GmbH